Pacing

Pacing und die richtige Pacing-Strategie

Was genau ist Pacing und was bedeutet es? 

Pacing könnte mit Tempoeinteilung übersetzt werden – oder anders gesagt: Die optimale Einteilung der maximalen Geschwindigkeit über eine bestimmte Strecke unter Beachtung des Höhenprofils. Kurz und knapp bedeutet es also, das richtige Einteilen der Energiereserven während des Rennens. 

Die Gefahr des Unter- und Überpacen

Jeder von uns kennt es: Sobald das Rennen losgeht, wird erst einmal ein ordentliches Tempo angelaufen oder angefahren. Doch wie lange sind wir dazu in der Lage diese Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten? Macht es mehr Sinn seine Kräfte zu Beginn des Rennens zu sparen oder direkt mit in die Spitze zu fahren? Fahre ich lieber am Berg verhalten und gebe im Flachen wieder Vollgas? Oder fahre ich am Berg am besten doch eine Attacke? 

Damit wir das totales Fiasko des leeren Energiespeichers, geschweige denn eines Hungerastes, sowie Laktatbeine vermeiden, ist es besonders wichtig eine individuelle Pacing Strategie anzuwenden. 

Die Pacing-Strategie wird grundsätzlich als effiziente Nutzung der Energieressourcen während eines sportlichen Wettkampfs beschrieben, so dass alle verfügbaren Energiespeicher vor dem Ende eines Rennens verbraucht werden, aber nicht so weit vor dem Ende eines Rennens, dass eine bedeutende Verlangsamung eintritt (1-3).

Zahlreiche Rennanalysen haben gezeigt, dass in den meisten Fällen eine konstante Leistung über das Rennen hinweg zu den besten Ergebnissen führt. Die Spitzenfahrer konnten in dem letzten Drittel des Rennens die gleiche Leistungs abrufen, wie in den ersten Anstiegen. Handelt es sich bei einem Mountainbike oder Rennrad Wettkampf um einen sehr technischen Kurs mit vielen Antritten, ist ein guter Mix aus Beschleunigung und konstanter Fahrt rennentscheidend. 

Welche Faktoren haben einen Einfluss auf die individuelle Pacing-Strategie?

Die Beschreibung der richtigen Einteilung der Energiereserven wurde um die Regulierung anderer physiologischer Variablen, einschließlich der Wärmespeicherung und damit der Körpertemperatur, erweitert (4-6).  

Beispielsweise wurde festgestellt, dass bei Ausdauersport in heißer und feuchter Umgebung Ermüdungserscheinungen ein daraus resultierender Rückgang der Leistung (Laufgeschwindigkeit oder der Power) auftreten, da die Körpertemperatur auf kritische Werte ansteigt und oberhalb derer eine derartige Anstrengung nicht mehr möglich ist (7).

Der Grund für die sinkende Kraftleistung, besteht darin, dass die Aktivierung der motorischen Einheiten der Skelettmuskulatur durch das Gehirn oberhalb dieser kritischen Kerntemperatur von etwa 40 Grad Celsius reduziert wird (4-6).

Eine Variante der experimentellen Manipulationen der Pacing-Strategie ist die Verwendung von Computermodellen, die die Pacing-Strategie während eines Wettkampfs vorhersagen. Diese Computermodelle simulieren Wettkämpfe mittels der historischen Leistungsdaten und generieren prognostizierte Zwischenzeiten für die jeweiligen Teilstrecken des Wettkampfes. Solche Computermodelle sind in der Lage das Wettkampf-Profil mit den physiologischen Leistungen abzuwägen und daraus eine individuelle Pacing Strategie zu eruieren. Auch wir bei enduco arbeiten an einem neuartigen Modell hierzu.

Welche Pacing-Strategien gibt es? 

Abbiss und Laursen (8) beschreiben in ihrer Arbeit “Describing and Understanding Pacing Strategies during Athletic Competition” verschiedene Pacing-Strategien. Hier unterscheiden sie zwischen einem “All-Out-”, “Negative-”, “Positive-”, “Even-”, “Parabolic-Shaped-” und “Variable Pacing”. Dabei wird Bezug auf die Veränderung der Geschwindigkeit während des Rennverlaufs genommen. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass bei längeren Wettkämpfen (>2 Minuten) die Athleten zu einer gleichmäßigen oder variablem Tempo Strategie neigen, die wiederum auf externen Faktoren (z. B. Streckenprofil oder Umweltbedingungen) beruht. Bei Ultra-Ausdauer Wettkämpfen (>4 Stunden) gibt es auch Hinweise darauf, dass die Athleten ihre Geschwindigkeit zunehmend reduzieren. Ob diese deskriptiven Ergebnisse optimale Szenarien darstellen, muss allerdings noch weiter erforscht werden.

Quellen: 

  1. Foster, C., De Koning, J. J., Hettinga, F., Lampen, J., La Clair, K. L., Dodge, C., Bobbert, M., & Porcari, J. P. (2003). Pattern of energy expenditure during simulated competition. Medicine and science in sports and exercise, 35(5), 826–831, doi: 10.1249/01.MSS.0000065001.17658.68
  2. de Koning, J. J., Bobbert, M. F., & Foster, C. (1999). Determination of optimal pacing strategy in track cycling with an energy flow model. Journal of science and medicine in sport, 2(3), 266–277, doi: 10.1016/s1440-2440(99)80178-9
  3. Hettinga, F. J., De Koning, J. J., Meijer, E., Teunissen, L., & Foster, C. (2007). Biodynamics. Effect of pacing strategy on energy expenditure during a 1500-m cycling time trial. Medicine and science in sports and exercise, 39(12), 2212–2218, doi: 10.1249/mss.0b013e318156e8d4
  4. Marino, F. E., Lambert, M. I., & Noakes, T. D. (2004). Superior performance of African runners in warm humid but not in cool environmental conditions. Journal of applied physiology, 96(1), 124–130, doi: 10.1152/japplphysiol.00582.2003
  5. Tucker, R., Rauch, L., Harley, Y. X., & Noakes, T. D. (2004). Impaired exercise performance in the heat is associated with an anticipatory reduction in skeletal muscle recruitment. European Journal of Physiology, 448(4), 422–430, doi: 10.1007/s00424-004-1267-4
  6. Tatterson, A. J., Hahn, A. G., Martin, D. T., & Febbraio, M. A. (2000). Effects of heat stress on physiological responses and exercise performance in elite cyclists. Journal of Science and Medicine in Sport, 3(2), 186–193, doi: 10.1016/s1440-2440(00)80080-8
  7. Nybo, L., & Nielsen, B. (2001). Hyperthermia and central fatigue during prolonged exercise in humans. Journal of Applied Physiology, 91(3), 1055–1060, doi: 10.1152/jappl.2001.91.3.1055
  8. Abbiss, C. R., & Laursen, P. B. (2008). Describing and understanding pacing strategies during athletic competition. Sports Medicine, 38(3), 239–252, doi: 10.2165/00007256-200838030-00004

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