Interview Mani x enduco

Hey Mani, seit gut drei Wochen haben wir dich in unseren Advisory Board am Start und haben dich als Experte an unserer Seite. Um dich einmal unseren Nutzer:innen vorzustellen, haben wir uns ein paar Fragen überlegt. Ich würde sagen, lass uns direkt starten!
Ich bin über meinen 6 Jahre älteren Bruder zum Radsport gekommen. Als der Jüngere von uns beiden eiferte ich ihm nach und bin fast jedes Wochenende damals auf Wettkämpfe mitgereist. Gleichzeitig spielte ich Fußball und Tennis, jedoch merkte ich schnell, dass mir der Sport, die Leute und das Radfahren an sich viel mehr Spaß bereiteten als meine Zeit auf dem Spielfeld oder dem Tenniscourt.
Mit 16/17 Jahren habe ich körperlich und sportlich einen Sprung nach oben gemacht und dann ging alles relativ schnell. Auf Baden-Württemberg Kader folgte ein Jahr später gleich die Nationalmannschaft. Mit 18 Jahren hatte ich meinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben. Mit 22 war ich einer der jüngsten Fahrer im MTB bei den Olympischen Spielen in Athen 2004.
Kannst du uns verraten, wie du nach einer anstrengenden Trainingseinheit am besten zur Ruhe kommst? Hattest du ein anderes Hobby neben dem MTB fahren, das dich abgelenkt hat?
Sport war mein Beruf, dementsprechend habe ich meinen kompletten Alltag danach ausgerichtet. Training, Regeneration waren die wichtigsten Säulen neben den sportlichen Verpflichtungen (Sponsoren).
Nach dem Training habe ich mir etwas Gutes gekocht und mich entspannt. Nach intensiven Einheiten am Morgen stand oft mittags noch mal eine lockere Einheit Ausgleichssport (Laufen oder Radfahren) auf dem Plan. Die mentale Komponente war für mich immer die wichtigste, hier hab ich meine Motivation, Ruhe und den Ausgleich/Balance gefunden den man braucht, um sportlich immer wieder Höchstleistung zu bringen.
Wenn ich nicht unterwegs in einem Trainingslager oder auf Wettkämpfen war, war meine Familie mit den Kids (3, 8 und 10 Jahre alt) mein Gegen- und Ruhepol! Sie haben mir am besten geholfen, vom Sport abzuschalten, sodass ich mich auch auf andere Dinge neben dem Sport konzentrieren konnte und mich mental sowie auch körperlich gut erholen konnte. Das gilt heute immer noch!
Vielen Dank für deine persönlichen Berichte, Mani! Kommen wir mal zum Training!
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Anhaltspunkte der Trainingssteuerung? Kannst du hier ein bisschen von deinen Erfahrungen berichten?
Wir sind immer im Frühjahr einen Leistungstest in Freiburg gefahren und hatten zusätzlich einen medizinischen Check-Up. Das war der ganz klassische Stufentest – man startet hier bei 100 Watt und alle 3 Minuten haben wir die zu erbringende Leistung um 20 Watt gesteigert. Über die Saison hinweg haben wir anhand der Leistungsdaten, aus Training und Rennen, die wir gesammelt haben – das Training / Belastung bzw. Regeneration ständig angepasst. Das Anforderungsprofil im MTB-Sport ist sehr unterschiedlich als auf der Straße, daher habe ich über die Jahre immer mit einem Personal Coach trainiert.
Bist du vor einem Wettkampf immer eine ganz bestimmte Vorbelastung gefahren bzw. hattest du eine klassische Routine?
Vor jedem Wettkampf, gab es schon einen speziellen Aufbau der Vorbelastung, aber das war immer abgestimmt auf die Anforderungen im Rennen und die Trainingsumstände vor dem Wettkampf.
Die direkte Vorbelastung bin ich schon 2-3 Tage vor dem Rennen gefahren, um da die Beine “richtig aufzumachen”. Am Tag vor dem Rennen und am Renntag bin ich “nur noch” die einzelnen Zonen angefahren und das war’s dann. Morgens immer 45 Minuten auf der Straße oder am Berg mit 5 Min. Efforts, danach 20 Minuten Warmfahr-Programm auf der Rolle eingefahren.
Mani, du hast eine Frau und 3 Kinder. Hat dein Trainer Rücksicht auf dein Familienleben nehmen können? Oder musstet du für dich schauen, wie du alles am besten unter einen Hut bekommst?
Meine Familie musste immer ein bisschen zurückstecken. Ich hatte einen Coach in England, der selbst eine Tochter hat und konnte das gesunde Verhältnis zwischen Sport und Familie ganz gut einschätzen und auch entsprechend planen. Vermeidung von Stress (mental vor allem) war auch ihm immer wichtig und so konnte ich, wenn ich daheim war, mehr Zeit mit meinen Kids verbringen, was mir für die nächsten Rennen immer super viel Kraft gegeben hat.
Jetzt hast du gut 20 Jahre Leistungssport auf Top-Niveau hinter dir – was kommt nun?
Im Moment versuche ich einen Gang raus zu nehmen und im “normalen” Leben anzukommen. Das fing letztes Jahr im November an, und bis März will ich mir einfach die Zeit nehmen, um mich neu zu orientieren. Hier und da nutze ich mein Netzwerk, will mich einfach breiter aufstellen. Das muss nicht zwingend im Radsport sein, die Themen “wellbeing” und “health” finde ich super spannend, da kann ich mich vielleicht hier und da einbringen. Die Zeit aktuell genieße ich richtig – die Dinge einfach mal locker angehen zu können.
Fällt dir der Übergang zwischen Profi und nicht-Profi schwer und gibt es etwas, was du jetzt schon vermisst?
Die Sonne! Südafrika war wie meine 2. Heimat, die fehlt mir echt. Normalerweise war ich dort den Winter und habe dort trainiert. Aber ansonsten fällt mir der Übergang nicht schwer. Nach den 20 Jahren mit super strikter Taktung bin ich echt froh, den Tag im Moment mal etwas entspannter anzugehen.
Wie viel sitzt du jetzt nach deiner Karriere noch auf dem Rad?
Rad fahre ich natürlich nach wie vor, das brauchen sowohl Kopf und Körper. Ich muss mich erst einmal wieder daran gewöhnen, mich an den Schreibtisch zu setzen. Aber um den Kopf zu “lüften”, gehe ich fast jeden Tag noch aufs Bike oder eine Runde laufen.
Wie kamst du auf enduco?
Ich habe mich umgeschaut, was es im Bereich der Trainingsteuerung gibt und war vor allem überrascht, dass ihr ein deutsches Unternehmen seid. Dann habe ich André über Instagram angeschrieben und er hat auch direkt geantwortet. Nach dem ersten Telefonat kam dann so eins zum anderen. Ich bin einfach happy, hier etwas zurückzugeben und meine Erfahrung, die ich mitbringe, mit dem Team zu teilen.
Wo bringst du dich bei enduco mit ein?
Ich werde hauptsächlich meine Erfahrung aus 20 Jahren im Leistungssport beisteuern. Ihr sammelt viele Daten und nutzt diese auch, aber ich finde auch weitere Faktoren super wichtig, damit das Training “rund” wird. Ich denke hier kann einen gesunden Input liefern und mit meiner Erfahrung auch zu anderen Faktoren, die neben den harten Daten wichtig sind!
Vielen Dank, Mani für deine Erfahrungen! Wir freuen uns sehr auf die kommende Zeit mit dir an unserer Seite!
Ich freue mich nach dem persönlichen Treffen mit André auf den Austausch mit dem Team, die Menschen hinter dem Produkt kennenzulernen. Ein starkes Team führt einfach zu besserer Leistung, hier kann man durchaus Parallelen zum Sport ziehen. Gute Vibes im Team = besseres Produkt.
Vielen Dank!
